Schichten & Geschichten2023

Der Schienensteller

Als er in den Bahnhof fiel, denn er war viel zu schnell gelaufen, umgab ihn eine frohlockende Leere. Nein, das war nicht ganz richtig, wie er auf den zweiten Blick feststellen musste. Denn ein Schienenregler lehnte an dem Namensschild des Bahnhofs, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, um der unerträglich gewordenen Sommerhitze zu entgehen. Diese hatte ihn erst zum Aufbruch bewegt. Die unerträgliche Erschöpfung, welche er nun seit langem in seinem geschundenen Körper bis in seinen Geist hinein spürte, war ihm zu Kopfe gestiegen. Er musste weg.

Dann fuhr der Zug ein.

Überrascht wie eine Straßentaube, die gerade unter den Füßen eines doch so nett wirkenden Stadtmenschen zerquetscht wurde, versuchte er das Zischen der Lokomotive nachzuahmen. Als es ihm beinahe gelungen war, brach er seinen Versuch ab. Der Schienensteller hatte ihn und seine Kläglichkeit bemerkt und neigte ihm enttäuscht die Stirn entgegen. Seine Mütze hatte er nun in seiner Hand vor den Bauch gehoben, sodass ihre Oberseite ihm entgegenragte, ganz so als würde er das Ableben des Herrn betrauern, der zuvor in den Bahnhof gefallen war.

Der Zug hielt nicht an.

Der Herr verließ den Bahnhof und obwohl der Schienensteller es ihm nicht verbieten konnte, würde der Herr ihn auch nie wieder betreten.